Dieses Museum hat das Land verändert - Hanf Museum

Dieses Museum hat das Land verändert

Veröffentlicht am 20. Dezember 2024
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Deutschlands einziges Cannabismuseum wird 30 Jahre alt. Im Interview berichtet sein Gründer über konservative Ideen junger Kiffer, eine bizarre Hausdurchsuchung und die Bedürfnisse bürgerlicher Besucher

Rolf “Rollo” Ebbinghaus, Gründer des Hanf Museums Berlin

Ich sitze im Keller des Hanf Museums Berlin. Die Wände atmen die Geschichte der Bewegung zur Legalisierung der Pflanze… Bei mir ist Rolf “Rollo” Ebbinghaus, einer der Gründer des Museums.

Rollo, offiziell bist du “im musealen Vorruhestand”. Wie äußert sich das?

Rollo: Das äußert sich darin, dass ich aus der Verantwortung für den Alltagsbetrieb des Museums raus bin. Für Urlaubs- oder Krankenvertretung stehe ich noch zur Verfügung, oder helfe aus, wenn es eng wird. Und das ist sehr selten. Wenn ich nun hier bin, dann bin ich zu Besuch und nicht auf Arbeit.

Und vor dem “Ruhestand”? Wie viele der 30 Jahre Hanf Museum warst du “aktiv”?

Rollo: Während der ersten 25 Jahre war ich aktiv im Museumsbetrieb. Und war irgendwann ein bisschen überarbeitet. Ein viertel Jahrhundert Hanf Museum war für mich ein selbst gestecktes Limit. Und ich bin sehr glücklich, dass das so möglich ist, denn im Laufe der Jahre hat sich ein hervorragendes Team gebildet, das den Museumsbetrieb garantiert.

Du sagst, du hast Dich überarbeitet? Was macht denn das Hanf Museum für eine Arbeit? Wenn ich das Wort Museum höre, stelle ich mir einen relativ ruhigen Ort vor, wo Leute schweigend durchgehen und irgendwelche Bilder an der Wand angucken…

Rollo: Damit jemand durchs Museum gehen kann, muss ja erst mal offen sein. Was heißt, dass jemand am Empfang sitzen muss, der guten Tag sagt und die Eintrittskarten verkauft. Dann gibt es den Museumsshop und natürlich jede Menge administrative Aufgaben – von der Steuererklärung bis zur Akquise von Ausstellungsstücken.

Dazu kommen die “Extras”. Das Hanf Museum ist ja viel mehr als nur eine Ausstellung. Wir sind Infrastruktur für die ganze Szene. Zum Beispiel steht hier das bundesweite Notruftelefon des Grüne Hilfe Netzwerk e.V., wir veranstalten PatientInnentage und Nutzhanfstammtische.

Klingt anstrengend. Wie kamst du auf die Idee? Warum ausgerechnet ein Hanf Museum? Berlin hat doch schon so viele Museen?

Rollo: Das war vor 30 Jahren im Grunde auch schon so. Aber ein Hanf Museum gab es in ganz Deutschland nicht.

Die Idee “Hanf Museum” ist uns 1993 in den Niederlanden gekommen, im Hash, Marijuana & Hemp Museum. Das war damals selbst noch relativ jung. So wie wir.

Wir, das waren in diesem Fall Eva Hodge und ich. Wir waren eigentlich für den CIA-Cup in Amsterdam. Und noch eigentlicher in Köln zum ersten Jahrestreffen des H.A.N.F. e.V.

Museum machen? Das können wir auch!

Was ist der H.A.N.F. e.V.?

Rollo: Der H.A.N.F. e.V. ist ein Verein. Das Kürzel steht für Hanf Als Nutzpflanze Fördern.

Der H.A.N.F. e.V. hat sich 1992 in Köln gegründet. 1993 war die erste Mitgliedervollversammlung. Und mit Eva, die Vorstand war, bin ich dazu nach Köln gefahren. Am gleichen Wochenende war in den Niederlanden der CIA-Cup (Cannabis in Amsterdam), ein großer Wettbewerb, um das beste Gras. Da von Berlin aus gesehen Köln und Amsterdam nicht so weit auseinander liegen, sind wir über Amsterdam gefahren und haben dort unter anderem das Hash, Marijuana & Hemp Museum besucht. Das war schon toll – mit echten Hanfpflanzen – wirklich klasse, eine imposante Ausstellung.

Als wir das Museum verlassen, schaue ich Eva grinsend an und sage: “Das können wir doch auch.” Sie grinst zurück und sagt: “Klar können wir das.” Und klar klingt das erst mal nur wie ein lustiger Gedanke, aber es war ja gerade CIA-Cup. Neben dem Wettbewerb gab es einen Markt mit einigen Hanf-Textilanbietern, dort haben wir die ersten Ausstellungsstücke gekauft.

Cannabis Sativa L. Fedora 13 in voller Blüte, Exponat im Hanf Museum Berlin

Die Idee, eine ständige Ausstellung über Hanf in Berlin zu initiieren, war also geboren. Was das wirklich bedeutet, ahnten wir auf dem Heimweg natürlich noch nicht. Ich meine, wir lebten in der Großstadt Berlin. Keiner war ein Bauer. Schon gar nicht Hanfbauer. Von Nutzhanf hatten wir damals noch nicht wirklich Ahnung. Ehrlich gesagt – der Genussaspekt der Pflanze stand bei mir und vielen anderen Aktiven der 90er Jahre nicht völlig im Hintergrund. Wir waren alles junge Leute, die gerne kifften. Ich war gerade 26, als wir das Hanf Museum 1994 eröffneten.

Zum Glück hatte ich schon ein wenig Erfahrung in Projektarbeit und gelernt, wie das ist, selbst initiierte Sachen zu machen. Und ein Hanf Museum war schon eine coole Idee.

Wir kannten ja alle diese Lügen, “Cannabis ist gefährlich, eine böse Droge, ein Mörderkraut”. In Wahrheit ist Hanf ein wertvoller nachwachsender Rohstoff, der in Varianten auch berauschende Aspekte in sich birgt. Das wollten wir darstellen – besonders für Menschen die Hanf skeptisch sehen.

Für Konservative, die eine Drogengefahr fürchten, wollten wir ein niederschwelliges Angebot schaffen, sich objektiv und vorurteilsfrei über Cannabis zu informieren. Ein Museum war dafür die ideale Plattform. Ein Museum ist ja etwas konservatives im wahrsten Sinne des Wortes, weil es Wissen bewahren will, konservieren, sammeln, archivieren und präsentieren.

Und wie wurde aus der konservativen verrückten Idee dann ein echtes Museum?

Rollo: Das hatte wie so vieles mit Glück zu tun, vielleicht ein bisschen mit Größenwahn. Eva und ich haben ein Konzept geschrieben und dabei, sagen wir es vorsichtig, ein wenig übertrieben. Wir haben den jungen H.A.N.F. e.V. als bundesweit aktiven Verein wissenschaftlicher Koryphäen präsentiert und so getan als hätten wir jede Menge Ausstellungsgegenstände, die nur auf Räume warten.

In Wirklichkeit lernten wir jeden Tag dazu. Wir sammelten Wissensbrocken wo immer wir sie fanden.

Mit unserem Konzept sind wir „hausieren“ gegangen, haben es gezielt an Vermieter geschickt und uns verschiedene Objekte angesehen, bis uns ein Schreiben von der Wohnungsbaugesellschaft Mitte erreichte. Die teilte uns mit, dass im Nikolaiviertel, Museumräume frei werden und wir die einzigen Interessenten mit einem passenden Konzept sind.

Damals war hier noch das DDR-Handwerkermuseum. Aber die Kultur musste sparen. Wir waren „privat“, also unabhängig von öffentlichen Trägern, was der Wohnungsbaugesellschaft neben unserm Konzept ausreichte, uns die Räumlichkeiten für damals rund 6000,- DM Miete zu überlassen.

Bestimmt waren wir damals sehr naiv, uns dermaßen hohe Kosten aufzuhalsen. Wir haben uns über Geld kaum Gedanken gemacht, sondern gesagt: “Da müssen wir halt Eintritt nehmen. Das kriegen wir schon irgendwie hin.”

Der Mietvertrag startete am 1. Dezember 1994. Wir haben erst mal drei Tage und Nächte renoviert und danach drei Tage und Nächte eine Ausstellung über Cannabis aufgebaut.

Seit dem magischen Amsterdambesuch hatten wir gezielt nach Ausstellungsstücken gesucht. Ich bin auf dem Land groß geworden und mein Bruder lebte damals noch auf dem Bauernhof. Hier fanden sich einige landwirtschaftliche Geräte zur Hanfverarbeitung. Eine der Hecheln z.B. stellen wir bis heute aus. Und das Riffelbrett ist auch von ihm. Die halbe Ausstellung bestand am Anfang neben selbst erstellten Texttafeln aus irgendwelchen Dachboden- und Scheunenfunden, aber wir wollten schnellstmöglich öffnen.

Am 6. Dezember, also zu Nikolaus 1994 empfing das Hanf Museum erstmals Gäste. Damals hätte niemand gedacht, dass wir durchhalten… kein Jahr, nicht einmal einen Monat. Doch mit Hilfe vieler Unterstützer gibt es dieses einzigartige Museum bis heute.

Bundesweit das einzige Hanf Museum

Wie haben die Berliner eure verrückte Idee denn angenommen?

Rollo: Freundlich formuliert waren wir unserer Zeit voraus.

Die Bundesrepublik steckte in den frühen 90ern hanftechnisch noch in den Kinderschuhen. Viele Menschen hatten Berührungsängste. Doch Zeiten ändern sich und 1996 kam der Nutzhanf zurück auf deutsche Felder und dann entstand 1997 die Hanfparade und es gab auf einmal eine Legalizebewegung, getrieben von der Hoffnung auf Veränderung mit Rot-Grün.

Und so wollten immer mehr Leute wissen, wie Hanf wächst und wie kriegt man die Faser da raus? Was zum Henker sind Schäben? Und was macht man damit? Wo kann ich das kaufen?
Wir waren der einzige Ort in Deutschland, wo man das alles Fragen konnte. Und Antworten kriegt. Ich mein, das war noch vor Google. Wenn man damals was wissen wollte, musste mal in eine Bibliothek – und auch die hatten wir hier, spezialisiert auf Bücher über Cannabis.

Blick ins Hanf Museum 1995

Ging es am Anfang im Museum nur um Nutzhanf?

Rollo: Es ging nie „nur“ um Nutzhanf. Gerade mit Eva habe ich lange diskutiert, was wollen wir denn überhaupt? Was wollen wir erreichen mit einem Museum? Was können wir erreichen? Und klar – die eigene Illegalität war immer ein Teil der Motivation. Man will nicht kriminalisiert werden, wenn man nichts Böses tut, Aber wie erkläre ich das meinen Kindern oder umgekehrt wie erkläre ich Cannabis meinen Eltern und Großeltern?

Wir hatten den Eindruck, dass die Variante Hash, Marijuana & Hemp Museum so mit Schwerpunkt Rausch und Genuss auf deutsche Besucher womöglich abschrecken könnte. Da schien ein Hanf Museum, welches den nachwachsenden Rohstoff in den Vordergrund stellt, niedrigschwellig genug, um Informationen zum Rauschaspekt nicht gleich abzulehnen.

Wir wollten eine Ausstellung, in die man auch seine Großmutter einladen kann, um sich über Hanf zu informieren, und die soll beim Rausgehen denken, das war ein richtiges Museum. Deshalb im Zweifel lieber ein Hauch “altbacken”. Auch thematisch. Nicht gleich die dicken Joints, sondern zeigen, dass das Verbot einen Rieseneffekt auf einen sehr wichtigen nachwachsendem Rohstoff hat und dass da im Namen der Nüchternheit eine, wenn nicht DIE, Nutzpflanze verboten wurde. Obwohl das Meiste von ihr gar nicht rauscht.

Diese Widersprüchlichkeit wollten wir zeigen. Diese Absurdität, dass dieser wertvolle nachwachsende Rohstoff verboten ist, wegen eines Rausches, der noch niemanden umgebracht hat.

Für uns überraschend war – am meisten lernten in der Ausstellung diejenigen, die glaubten, schon alles zu wissen. Es kamen damals viele junge Leute ins Museum, denen es eigentlich um die Genussmittel ging und die wussten oft noch nicht einmal, dass die Hanffaser Rohstoff für Seile ist, geschweige denn, dass Cannabis auch als Medizin benutzt wurde.

Schon zu Anfang des Museums hatten wir engen Kontakt zur Selbsthilfegruppe „Arbeitsgruppe Cannabis als Medizin“. Das brachte ein ganz anderes Publikum ins Haus – Menschen, die sich Cannabis nur notgedrungen, wegen ihrer Krankheit, zuwenden.

Die zweite Hälfte der 90er Jahre brachte Cannabis in Deutschland auf die Tagesordnung, wie es vorher mindestens 20 Jahre nicht war. Hatte das Museum daran einen Anteil?

Rollo: Das ist schwer zu sagen, ich steckte mitten drin und hatte nicht den Überblick. Wer will da entscheiden, ob wir nur zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren? Aber klar – irgendwie waren wir schon Avantgarde.

Hausdurchsuchung bei der Cannabis-Avantgarde

Wie das? Und wie haben die Behörden darauf reagiert, dass es in Berlin auf einmal ein Hanf Museum gibt? Eine Cannabis-Avantgarde mitten in der Hauptstadt?

Rollo: Behörden? Anfangs gar nicht. Den ersten offiziellen Besuch hatten wir vom Fernsehen. Mittenmang hieß die Sendung. Mit dabei waren ein Staatssekretär und der damalige Vorsitzende der Bundesopiumstelle. Die haben mehr oder weniger geguckt ob es uns wirklich gibt. Abends wurde dann im rbb über das Hanf Museum berichtet, was uns einen großen Besucherstrom verschaffte.

Behördenärger gab es erst viel später. Im verflixten siebten Jahr – 2001. Ausgerechnet an dem Tag hatte ich verschlafen, zum ersten mal nach sieben Jahren Hanf Museum. Als ich völlig abgehetzt am Museum ankam, stand da schon eine Gruppe. Ich rief ihnen zu, ich würde ihnen gleich helfen und einer antwortete “Wir helfen uns schon selber.” Da erkannte ich, das waren keine normalen Besucher, sondern Polizisten in Zivil, die das Museum durchsuchen wollten. “Durchsuchungsbeschluss brauchen wir nicht.” hieß es “Wir haben den Staatsanwalt dabei.”

Und dann erlebten wir gemeinsam eine denkwürdige, einzigartige Führung. Kurz wurde die Ausstellung abgecheckt mit viel Aha und Soso. Dann ging es in die Vereinsräume im Keller, die damals noch einen ganz anderen Charakter hatten. Oben schicke Ausstellung, unten mehr so “Jugendprojekt”. Das weckte bei zwei der Beamten den Jagdtrieb. Die haben dann tatsächlich jeden Ordner in die Hand genommen und geguckt ob da eine Haschplatte rausfällt. Fanden aber nichts.

Oder fast – es gab viel Kleingeld, Pfennige und Groschen. Und unsere Idee, jeder möge eine Spendendose bei seinem Hasch-Dealer aufstellen, die einen Groschen Spende pro Gramm für die Legalisierungsbewegung fordert. Zwar waren erst einige Spendendosen dahingehend beschriftet, doch für die Polizei war es der Anlass, alles Münzgeld zu beschlagnahmen. Fast 1000 Euro waren das. Das haben sie uns irgendwann später zurück überwiesen, weil sie es letztendlich keiner Straftat zuordnen konnten.

Im Nachhinein wurde uns zugeflüstert, dass es wohl eine Anzeige gegeben hatte. Angeblich würde bei uns das Haschisch von den Wänden tropfen… Aber das einzige spürbare Ergebnis der Durchsuchung war, dass das Museum danach keine “Arbeit statt Strafe” mehr anbieten durfte. Es dauerte über zehn Jahre, um wieder Schwarzfahrer und „Bußgeld-nicht-rechtzeitige Bezahler“ resozialisieren zu dürfen.

Blick ins Hanf Museum 2024

Weltkulturerbe dank Cannabis

Die Stadt gibt jedes Jahr hunderte Millionen Euro für Kultur und Bildung aus. Wie viel von dem Geld kommt beim Hanf Museum an?

Rollo: In den letzten 30 Jahren? Null Euro. Wir bekommen bis heute keine Zuschüsse der öffentlichen Hand.

Wir sind ein privates Museum. Eines der dienstältesten der Stadt. Wir haben uns als Bildungs- und Präventionseinrichtung etabliert, die von Schulklassen aus der ganzen Republik genutzt wird. Wir sind Kulturträger und -anbieter. Die Stadt kann sich mit uns schmücken. Das Hanf Museum liegt im Nikolaiviertel, dem Weltkulturerbe, und macht selbst Weltkultur. Aber leben? Alle Mitarbeiter müssen sich selbst finanzieren. Die Einnahmen aus Eintrittsgeldern, Spenden reichen kaum für die laufenden Kosten. Ein Betrieb mit festen Öffnungszeiten wäre ohne Engagement ehrenamtlicher Mitarbeiter und unbezahlter Aktivisten unmöglich.

Während der Neunziger konnte ich das ja noch halbwegs nachvollziehen. Da wurden wir mit dem Thema wie Schmuddelkinder behandelt. Damals war klar – die wollen per Gesetz, das Hanf verboten bleibt und wir sagen “Nein, das ist nicht richtig, das Cannabis verboten ist.”. Da ist nachvollziehbar, dass die uns kein Geld geben. Ist halt so.

Aber heute? Trotz Entkriminalisierung bleibt das Hanf Museum bei der Kulturförderung außen vor.

Apropos Entkriminalisierung – wie geht es nach dem politischen Erfolg mit dem Hanf Museum weiter? Ist eure Arbeit getan?

Rollo: Getan? Nein, lange nicht.

Die Regierung hat die wichtige Wende in der Cannabispolitik begonnen, aber der Weg bist zu einem normalen Umgang ist noch weit. Und ich befürchte, die nächsten Schritte werden auf sich warten lassen. Hans-Georg Behr, der Autor von „Von Hanf ist die Rede“, sagte gerne “Die Legalisierungsbewegung befällt das Land alle 12 bis 15 Jahre ähnlich einer Grippewelle.” Und jetzt hatten wir zweieinhalb, drei Jahre lang eine Welle, bei der am Ende tatsächlich was Zählbares rausgekommen ist.

Die Arbeit im Museum ist deshalb nicht weniger geworden. In unserer Ausstellung liegt der Schwerpunkt auf der Nutzpflanze und die hat von der schönen Entkriminalisierung fast nichts. Da steht immer noch die gleiche Rauschklausel im Gesetz. Unser Ziel ist, dass diese Kriminalisierung einer Nutzpflanze aufhört.
Heute wie vor 30 Jahren wollen wir “Hanf als Nutzpflanze fördern”, weil er zu Unrecht verboten ist. Weil das Hanfverbot allen Menschen und dem Klima schadet.

Der unbekannte Cannabiskonsument

Entkriminalisierte Besucher: freier, bürgerlicher, ohne Angst

Wie sehen das eure Besucher? Oder sind das noch die Gleichen wie vorher?

Rollo: Die Stimmung unter den Konsumenten hat sich seit April erheblich verändert. Das spüren wir natürlich auch hier im Museum. Es weht ein Duft von Freiheit. Da ist ganz viel Angst weg, die ein halbes Jahrhundert unsichtbar auf unseren Schultern lastete.

Auch werden die Besucher “bürgerlicher”. Viele unserer neuen Gäste haben nichts mit Hanf zu tun, sie wollen sich informieren, weil die Medien über Cannabis sprechen. Das nimmt vielen die Scheu. Es trauen sich Leute in die Ausstellung, die noch vor zwei, drei Jahren beschämt auf die andere Straßenseite gewechselt wären, damit sie ja keiner mit einem Hanfnutzer verwechselt.

Wenn du diesen Trend betrachtest, wo siehst du das Museum in 30 Jahren? Gibt es euch dann noch oder macht euch der eigene Erfolg obsolet?

Rollo: Ich glaube, dass es das Hanf Museum noch lange geben wird, nein muss! Das Wissen um die alte Kulturpflanze verbreitet sich nicht von allein. Wer weiß, vielleicht wird das Museum irgendwann sogar im staatlichen Auftrag betrieben. Wie das Pergamon oder das Technikmuseum. Geschichten und Geschichte über Cannabis gibt es noch sehr viele zu erzählen. Wenn man nach Cannabis, nach Hanf, forscht, findet sich immer noch viel neues “altes Wissen”.

Irgendwann wird das Museum Schülern erklären müssen, wie das kam, dass Cannabis ein Jahrhundert lang verboten war. Und die werden dann große Augen machen, so wie sie es heute tun, wenn wir ihnen zeigen, dass es bei Hanf um viel mehr geht als kleine grüne Blüten in Plastiktüten.

Das ist ein schönes Schlusswort. Ich danke dir für das Gespräch. Und wünsche dem Hanf Museum alles Gute zum 30. Geburtstag.

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