Das Hanf Museum steht vor dem Aus - Hanf Museum

Das Hanf Museum steht vor dem Aus

Veröffentlicht am 1. August 2001
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Nach dem momentanen Stand der Dinge wird das einzige Hanf Museum in Deutschland noch in diesem Jahr seine Pforten wieder schließen. Nachdem das Hanf Museum seit seiner Eröffnung am 6. Dezember 1994 von den Mitgliedern und Vorständen des gemeinnützigen H.A.N.F. e.V. (Hanf Als Nutzpflanze Fördern e.V.) ehrenamtlich betrieben wurde und wird, sind unsere Kräfte mittlerweile gänzlich erschöpft.

Die Durchsuchung der Museumsräume durch 15 Polizisten und einen Staatsanwalt am 7.3.2001, die aufgrund einer dubiosen Falschaussage angeordnet wurde, war sozusagen der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte. Neben den noch schwebenden Ermittlungsverfahren gegen Museumsmitarbeiter hat sie eine Direktive der Sozialen Dienste der Justiz nach sich gezogen. Darin wird uns mitgeteilt, daß die Sozialen Dienste ” … es für geboten (halten), die Anerkennung des Vereins als Beschäftigungsgeber für Freie/gemeinnützige Arbeit ruhen zu lassen, bis das Verfahren abgeschlossen ist.” Nun sind aber die Mitarbeiter, die Freie/gemeinnützige Arbeit bei uns leisten, für die Aufrechterhaltung des alltäglichen Museumsbetriebes mit regelmäßigen, besucherInnenfreudlichen Öffnungszeiten, z.Zt. noch Di-Fr: 10 – 20 Uhr und Sa/So: 12 – 20 Uhr, unverzichtbar.

Diese Direktive ist von für uns in keinster Weise nachvollziehbar, da wir bisher von Seiten der BewährungshelferInnen und Vereinen, wie dem Freie Hilfe e.V., für die gute Zusammenarbeit gelobt wurden.

Aber selbst wenn die Sozialen Dienste wieder eine anderslautende Direktive an ihre Dienststellen verteilt, kann das momentane Museums Team unter diesen Bedingungen nicht weitermachen. Wir können das Hanf Museum nicht weiter ehrenamtlich betreiben. Es fehlt schlicht am schnöden Mammon, um die dringend notwendigen drei Vollzeit- und zwei Teilzeitstellen einzurichten. Die Eintrittseinnahmen decken z.Zt. nicht einmal die Miete, da wir Ende letzten Jahres auch noch eine Erhöhung dieser hinnehmen mußten, was uns zusätzlich Mietschulden bescherte.

Darum haben wir nochmals über 100 Briefe mit Bitte um Unterstützung an staatliche und diverse andere Institutionen, Vereine usw. aus dem Kultur-, Bildungs- und Hanfbereich geschickt. Gerade die PolitikerInnen, die sich so gerne mit der Vielfalt der Berliner Kulturlandschaft schmükken, fordern wir auf, sich auch der finanziellen Verantwortung dieser Vielfalt zu stellen.

Aber auch die Einrichtungen, welche die Bildung fördern, sind gefragt. Seit Dezember 1994 haben ca. 45.000 Personen in Gruppen das Hanf Museum besucht. Ein Großteil davon waren Schulklassen und StudentInnengruppen der verschiedensten Fachrichtungen aus dem Raum Berlin/Brandenburg. Da sich fast alle telefonisch angemeldet hatten, erhielten sie eine kostenlose Führung durch das Museum und hatten so einen direkte(n) AnsprechpartnerIn für Fragen. Außerdem stand ihnen und allen anderen Gästen unser Club-Café mit Videos zum Thema zur Verfügung.

Im Laufe der letzten 6 1/2 Jahre haben über 85.000 Menschen dieses Angebot genutzt und das Hanf Museum besucht. Letztes Jahr konnten wir sogar die höchste Besucherzahl seit Eröffnung verzeichnen. Seit 1999 nehmen wir außerdem mit großem Erfolg an den Langen Nächten der Museen in Berlin teil. Am 27.1.2001 wurden im Rahmen dieses Berliner Kulturereignisses 2.850 Besuche im Hanf Museum gezählt. Trotz dieses anhaltenden Interesses an der in Deutschland einmaligen Bildungs- und Kultureinrichtung Hanf Museum erhalten wir keinerlei finanzielle oder sonstige Unterstützung aus der sogenannten öffentlichen Hand. Nur lobende Worte …

Auch die sogenannte Hanfwirtschaft ließ uns die ganzen Jahre hindurch allein. Außer Bam Bam Bhole GmbH (Paraphenaliaherstellung und -vertrieb), Gras Grün (Berliner Head-Shop und Vertrieb) und Hemp Galaxy (Berliner Head-Shop), die seit 1997 jedes Jahr eine Patenschaft über einen oder mehrere Quadratmeter des Hanf Museum übernahmen oder einfach so Geld spendeten, erfolgte keine Unterstützung. Im Gegenteil ein Berliner Großhändler schien uns sogar als billige Abfallentsorgung zu begreifen und schenkte uns mehrmals großzügig abgelaufene Ware!

Bei dieser “überwältigenden” Unterstützung durch die Hanf-Industrie vergeht uns die Motivation, weiter kostenlos Werbung für Hanf und damit auch für seine Produkte zu machen.

Aber nicht nur die in der Hanfbranche tätigen LiebhaberInnen der Pflanze enttäuschen uns. Der bundesweite H.A.N.F. e.V., der juristische Trägerverein des Hanf Museum, hat z.Zt. knapp über 100 Mitglieder, was bei geschätzten 4 Mio. Hanfkonsumentinnen in der BRD wahrlich wenig sind. Fünf dieser Mitglieder betreiben das Museum, wobei zwei mit Unterbrechungen schon seit der Eröffnung dabei sind. Andere Vereinsmitglieder haben bisher höchst vereinzelt mitgearbeitet und selbst die Zahlungsmoral bei dem jährlichen Beitrag von 25,– DM ist eher schlecht.

Uns fehlt einfach die Basis um weiterzumachen!

Falls es uns nicht gelingt bis Ende dieses Jahres ein tragfähiges Finanzierungskonzept, das die dringend benötigten bezahlten Arbeitsplätze und die Betriebskosten abdeckt, zu entwickeln, schließt das einzige Hanf Museum in Deutschland an seinem siebten Geburtstag, dem 6.12.2001, für immer seine Pforten.

Da wir die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben haben, planen wir im Laufe des Jahres verschiedene Soli-Aktionen zu initiieren, um den Erhalt und Weiterbetrieb des Hanf Museum zu finanzieren. Wir werden Sie darüber frühzeitig in Kenntnis setzen und bitten Sie, über die aktuelle Situation des Hanf Museum zu berichten.

Für Rückfragen und nähere Informationen stehen wir Ihnen wie immer während der Öffnungszeiten oder per Mail gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen Hanf Museums Team

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